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„Buch Wien“

„Buch Wien“: Rumänische Autoren und ihre Übersetzer im Rampenlicht / Radio România Internaţional / 19.11.2016 / Ana Nedelea


Die neunte internationale Buchmesse in Wien ist am 13. November mit einem Publikumsrekord zu Ende gegangen. Dieses Jahr waren bei „Buch Wien" Aussteller aus 18 Ländern dabei. Rumänien hat auch eine starke Präsenz dabei gezeigt.


450 Veranstaltungen, tausende Neuerscheinungen und mit 18 Nationen so international wie nie zuvor, war die neunte internationale Buchmesse und Lesefestwoche „Buch Wien". Seit drei Jahren bietet die Buchmesse in der österreichischen Hauptstadt auch rumänischen Autoren, Autorinnen und Literaturübersetzern eine Bühne. 2016 haben Filip Florian und Cătălin Dorian Florescu ihre neuesten Romane „Alle Eulen" (rumänischer Originaltitel: Toate bufniţele"bzw. „Der Mann, der das Glück bringt" präsentiert. Mit „Alle Eulen" feiert der 48-jährige Filip Florian seine zweite deutsche Übersetzung. Der Band erschien 2016 im Berliner Verlag Matthes & Seitz in der Übersetzung von Georg Aescht und erhielt viele positive Pressestimmen. Der gebürtige Bukarester pflegt eine gute Beziehung zum deutschsprachigen Kulturraum:


„Ich muss gestehen, der deutschsprachige Raum liegt mir äußerst nah am Herzen. Freilich hat dieser Kulturraum ein ausgezeichnetes Verhältnis mit der Welt der Literatur, wie es heute kaum ein ähnliches gibt. Die öffentlichen Lesungen werden sehr gut besucht, die Menschen zahlen ganz großzügig teure Eintrittskarten, um an Lesungen teilzunehmen und mit Schriftstellern zu diskutieren. Meine beiden Romane, die ins Deutsche übersetzt wurden, haben sich hier zahlreicher Rezensionen erfreut, Kleine Finger hatte alleine 28, also mehr als in Rumänien. Die Buchrezensionen werden in diesem Sprachraum für Literatur und für die sensiblen Liebhaber der Literatur geschrieben. Ich finde ganz wichtig, dass es im deutschsprachigen Raum auch Residenz-Programme gibt. Ein ungarischer Autor und Freund von mir sagt, dieser Raum ist wie Mutter Theresa der Schriftsteller aus dem Osten, es gibt so viele Autoren aus dem ehemaligen Ostblock, die sich solcher Residenz-Programme in Deutschland, Österreich und in der Schweiz erfreuen, und nur so finden sie die Zeit, zu schreiben."


Auf „Buch Wien" ging es dieses Jahr auch musikalisch zu. Die rumänische Pianistin Raluca Ştirbăţ präsentierte die deutsche Übersetzung eines in Rumänien bekannten Essaybandes des rumänischen Komponisten Pascal Bentoiu über die Meisterwerke von George Enescu. Der Band „Enescu: Meisterwerke" erschien im November 2015 im deutschen Verlag Frank und Timme in der Übersetzung von Larisa Schippel und Julia Richter. Raluca Ştirbăţ investierte viel Energie als Beraterin und Mitarbeiterin bei der deutschen Übersetzung des Bandes von Pascal Bentoiu. Damit erhofft sich die Pianistin, den rumänischen Komponisten im deutschsprachigen Raum besser bekannt zu machen:


„Es ist für mich ein bisschen frustrierend, denn Enescu ist mit 7 Jahren nach Wien gekommen und mit 14-15 ließ er sich in Paris nieder, um zu studieren. Er hat trotzdem immer wieder betont, dass seine musikalische Grundausbildung eine wienerische Ausbildung sei und eben in Österreich wurde er vergessen. Man verbindet ihn vor allem mit Paris und mit dem französischen Raum. Es gibt leider zurzeit sehr wenige Bücher über Enescu, über sein Werk, über sein Leben, die ins Deutsche übersetzt worden sind. Bentoiu war nicht nur ein großartiger Komponist, sondern auch ein phantastischer Enescu-Kenner. Dieses Buch ist Das Größte, das Beste, das Umfangreichste, was über Enescu geschrieben wurde. Ein Musiker, oder nicht unbedingt ein Musiker, auch ein Musikliebhaber, der Enescu nicht gründlich kennt, sondern nur seine Rhapsodien, könnte mit diesem Buch beginnen. Es wird vielleicht etwas schwieriger sein, aber für einen Musiker ist dieser Band ohne Zweifel ein Muss."


Für eine Buchpräsentation der besonderen Art sorgte auch der Literaturübersetzer und ehemaliger Verleger Thomas Kleininger mit dem Roman „Kyra Kyralina". Zum ersten Mal erschien das Buch von Panait Istrati 1932 und wurde unmittelbar in viele Sprachen übersetzt. Der Roman, dessen neueste Ausgabe in der deutschen Übersetzung von Oskar Pastior dieses Jahr mit einem Nachwort von Mircea Cărtărescu erschien, wirft immer noch aktuelle Fragen auf. Thomas Kleininger:


„»Kira Kyralina« ist in einer neuen Ausgabe im Klaus Wagenbach Verlag in Berlin erschienen, was an sich eine Leistung ist, denn Panait Istrati ist kein Autor, der international zurzeit sehr bekannt ist. Zudem denke ich, dass die elektronischen Bücher wie Kindle heute eine große Herausforderung für das traditionelle Buch darstellen. Unter diesen Bedingungen einen wenig bekannten Autor herauszubringen, kann nur darauf beruhen, dass der Wagenbach Verlag der festen Überzeugung war, dass das Buch an sich ein großer Publikumserfolg sein wird. Das Buch ist von keiner rumänischen Institution subventioniert worden, sondern der Verlag in Berlin (und Berlin ist ja die geheime europäische Kulturstadt heute) hat beschlossen, »Kira Kyralina« zu veröffentlichen. »Kira Kyralina« ist ein Geheimtipp, würde ich als ehemaliger Verleger sagen, es ist ein Buch, das immer Erfolg haben wird, solange Menschen Menschen sind, denn das Buch ist in letzter Instanz ein Aufruf an die Güte, an die Menschlichkeit, das ist, was die Hauptfigur Stavro sucht, er sucht, was das Gute im Menschen ist."


Freilich spielte auch die Philosophie eine Rolle bei der Wiener Buchmesse und die rumänische Philosophie durfte nicht fehlen. Der Wiener Professor Dr. Rainer Schubert hat seine letzte Übersetzung von Lucian Blagas „Über das Philosophische Bewusstsein" („Despre conştiinţa filosofică") präsentiert. Mit der „Trilogie der Erkenntnis" war es zum ersten Mal in fast hundert Jahren, dass ein philosophisches Werk von Blaga in deutscher Sprache erschien. Der ehemalige Kulturattaché der Republik Österreich in Bukarest erläutert, welches das größte Verdienst des Ergänzungsbandes „Über das philosophische Bewusstsein" ist:


„Ich glaube, dass man eindeutig sagen kann, das Buch hat eine sehr hohe Aktualität, weil Blaga in diesem Buch fragt, worin eigentlich das typisch philosophische Bewusstsein besteht. Er grenzt das Bewusstsein der Philosophie ab von der Kunst auf der einen Seite und von der Wissenschaft auf der anderen Seite. In der heutigen Zeit ist die Philosophie, die klassische Philosophie, nämlich die Metaphysik von einer starken Auflösung betroffen, das heißt, es werden sehr viele Themenbereiche, die traditionellerweise die Metaphysik bearbeiten, in wissenschaftliche Gebiete, in Kunstgebiete usw. ausgelagert, und Blaga stellt ausdrücklich die Frage, was ist sozusagen das höchste autonome, eigentliche philosophische Bewusstsein. Ich halte diese Frage für enorm wichtig, und es sollte sich jeder, der sich für Philosophie interessiert, damit beschäftigen."


„Buch Wien" verzeichnete in diesem Jahr einen Publikumsrekord, besonders die mittlerweile etablierte „Lange Nacht der Bücher" und das Wochenende zogen die rund 43.000 Bücherfans an. Die rumänische Präsenz auf der Internationalen Buchmesse wird vom Rumänischen Kulturinstitut (RKI-Wien und RKI Nationales Buchzentrum) organisiert.


Den vollständigen Artikel und Audiobeitrag hier:

http://rri.ro/de_de/buch_wien_rumaenische_autoren_und_ihre_ubersetzer_im_rampenlicht-2555964


Copyright Foto: Ana Nedelea

21 noiembrie 2016| Înapoi la listă