Das Wunder der Worte buchstabe
2 FEBRUAR 2011 17:00

Das Wunder der Worte

Norman Manea im RKI Wien

Ort:
“… in der Literatur braucht man die innere Sprache, nicht die gelernte …” sagt Norman Manea in einem umfassenden Gespräch mit dem Journalisten Norbert Mayer, der in der Presse erschienen ist. Der meistübersetzte rumänische Schriftsteller beantwortet auf diese Weise eine Frage, die obsessiv in allen seinen Interviews gestellt wird – die Frage nach dem Grund, weswegen er immer noch auf Rumänisch schreibt, obwohl er schon seit einem Vierteljahrhundert in den USA lebt und lehrt. “ Ich schreibe Essays, Liebesbriefe auf Englisch (…), ich fühlte mich als rumänischer Schriftsteller, obwohl ich dort (in Rumänien) nicht sehr glücklich war”, fügt Manea hinzu.

Norman Manea traf im Rahmen der RKI-Lesungen zu ersten Mal auf das österreichische Publikum. Der Leseabend lockte eine extrem zahlreiche Hörerschaft an – mehr als 140 Leseratten, Journalisten, Studierende, Persönlichkeiten der Wiener Kulturszene. Erwin Steinhauers Lesung der Auszüge aus den Romanen Oktober, acht Uhr und Die Rückkehr des Hooligan fesselte den Saal mehr als 40 Minuten lang.

Auch die österreichische Presse widmete sich dem Schaffen und der Persönlichkeit Norman Maneas. Außer dem ausführlichen Interview in der Presse, widmeten sich auch Der Standard und der Falter der Veranstaltung. Während seines einwöchigen Wien-Aufenthaltes beantwortete Manea die Interviewanfragen diverser Publikationen aus Österreich, aber auch der deutschen Radiosender WDR und Deutsche Welle. Auch einige österreichische Verlage bekundeten Interesse an den literarischen Projekten des Schriftstellers.

Zur Person:
Norman Manea
, geboren 1936 in der Bukowina, wurde 1941 mit seiner Familie in ein Konzentrationslager in der Ukraine deportiert. Er überlebt die Gefangenschaft und veröffentlicht in Rumänien bis zu seiner Emigration mehrere Bücher. In den 1960ern, in einem Jahrzehnt des "Tauwetters" im Lande, einer relativen Liberalisierung wirde er Schriftsteller. Sein Aufsatz über das antisemitische Denken Mircea Eliades und dessen Nähe zum Faschismus bewirkt eine Schmähkampagne gegen ihn. Er beschreibt das Leben in einem totalitären Regime, ohne jedoch das kommunistische Regime direkt zu kritisieren. 1986 verlässt er Rumänien. Nach einem Jahr in West-Berlin, siedelte er in die USA über. Seit 1988 lehrt er hier als Professor für Europäische Kulturstudien am Bard College.
Manea ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und publiziert regelmäßig in deren Zeitschrift Sinn und Form.