Auflebende Spezies – Das neue rumänische Theater buchstabe
15 NOVEMBER 2009 10:30

Auflebende Spezies – Das neue rumänische Theater

Ort:
Es ist keineswegs leicht, in Rumänien eine neue Art Theater durchzusetzen. Erst nach 2000 fand das neue rumänische Theater zu einer neuen Sprache und machte seine Stimme hörbar. Heutzutage wird aber diese neue Autoren-Spezies immer deutlicher sichtbar. Die szenische Lesung des Rumänischen Kulturinstitutes Wien, des Kaiser Verlages und des Ensemble Europa versucht, einen Teil dieser neuen Landschaft zu beleuchten, gegenwärtige thematische Schwerpunkte darzustellen und einige repräsentative Namen der neuen Autorengeneration näherzubringen. 

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Vorgestellt werden:


Amalia atmet tief ein (Alina Nelega)
Amalia atmet tief ein beschreibt die gesamte Lebensspanne einer Frau, die alle Zeitläufe der jüngeren rumänischen Geschichte mitgemacht und erduldet hat. Das Scheitern des Kommunismus, der Untergang des Systems, der Neuanfang, die Stagnation des Aufbruchs gen Westen spiegeln sich im Leben der Titelfigur.

Vitamine
(Vera Ion)
Im Wohnzimmer der Familie S. stinkt es. Bro steckt seit Tagen tot in einer Kiste. Er schlüpft als Geist in die Köpfe seiner Familie und erzählt von den Träumen des Vaters, der Mutter und seiner Schwester Andreea. Der Vater betrügt die Mutter, die Mutter betrügt den Vater, Andreea heiratet den Lover ihrer Mutter, eine TV Show bringt die Eltern wieder zusammen. Happy End? Wenn es bloß nicht stinken würde im Wohnzimmer der Familie S.

System Fremde
(Saviana Stănescu)
Nadia aus Moldawien und Borat aus Russland (der natürlich unter seinem Namen leidet) wollen in Amerika als Clowns arbeiten. Ihr Visum war ein Fake und so ist ihnen die Einwanderungsbehörde immer hart auf den Fersen. Die beiden träumen vom Erfolg im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, von Liebe und der Green Card. Slawische schwere Seelen auf der Suche nach neuen Identitäten und dem Wunsch glücklich zu sein werden hier trotz aller Ernsthaftigkeit mit Ironie und leichtem Humor präsentiert. Das Ergebnis: Wodka kann man zu Cheeseburgern trinken. Ein unterhaltsamer Beitrag zu den Themen: Fremde, Heimat und Zuwanderung.

Bucharest Calling
(Peca Ştefan) Eine schwüle Sommernacht in Bukarest. Die Schicksale fünf junger Menschen nehmen hier ihren Verlauf. Sie alle versuchen ihrem momentanen Leben zu entkommen: Iulia der Prostitution und ihrem Zuhälter Pall Mall, ihre Schwester Katia dem tristen Leben und der ständigen Sorge um eine todkranke Mutter, und die Brüder Andrei und Alex beginnen wieder zueinander zu finden.

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Zu den Autoren:


Alina Nelega, 1960 geboren, studierte an der Universität „Babeş-Bolyai“in Cluj-Napoca/Klausenburg. Sie schreibt Gedichte, ist Übersetzerin und Dramaturgin am Theater Ariel Târgu Mureş. Mit Amalia atmet tief ein nahm sie am Nationalen Theaterfestival 2006 in Bukarest teil. Beim Heidelberger Stückemarkt 2007 gewann sie mit dem Stück den Europäischen Autorenpreis.

Vera Ion, geboren 1981, lebt in Bukarest. Im Jahr 2005 erhielt ihr Stück Vitamine den dramAcum-Preis als bestes rumänisches Gegenwartsdrama. Vitamine wurde im Juni 2006 auf der Biennale Wiesbaden als szenische Lesung präsentiert.

Saviana Stănescu
wurde in Bukarest, Rumänien, geboren und zog 2001 nach New York, eine Woche vor dem 11. September. Ihre Theaterstücke wurden in den USA, England, Frankreich, Österreich, Ungarn, Mazedonien, Montenegro und Rumänien gezeigt. Saviana Stănescu lebt in Manhattan und unterrichtet an der New York University am Drama Department.

Peca Ştefan wurde 1982 in Târgovişte geboren und studierte Szenisches Schreiben an der Universität New York. Peca Ştefan hat inzwischen über 20 Stücke geschrieben und die sogenannte alternative Theaterszene Rumäniens neu belebt. Bucharest Calling war heuer im Januar, im Dschungel Wien zu sehen. Pecas Stücke wurden bisher ins Englische, Französische, Deutsche, Türkische, Italienische und Bulgarische übersetzt.


Es spielen: Manuela Seidl, Marius Schiener, Marlene Mürwald, Oliver Köllner