THE ROYAL TRAIN von Johannes Holzhausen gestalt
31 JÄNNER 2020

THE ROYAL TRAIN von Johannes Holzhausen

Kinostart

Ort:

STADTKINO FILMVERLEIH

präsentiert
THE ROYAL TRAIN von Johannes Holzhausen 
(Rumänisch mit Dt. Untertiteln)

KINOSTART österreichweit: 31. Jänner 2020

In Rumänien fährt einmal im Jahr ein ganz besonderer Zug durchs Land: Von vielen tausend Menschen entlang der Strecke begeistert bejubelt, befinden sich in dem Zug einige der Nachfahren des legendären Ex-Königs Mihai von Rumänien. Der Dokumentarfilm "THE ROYAL TRAIN - Eine Reise in Rumänien" zeigt die Hintergründe dieser nostalgisch anmutenden Fahrt und nimmt die Zugreise als Ausgangspunkt für eine filmische Expedition in die Geschichte und Gegenwart des osteuropäischen Staates: über royalistische Inszenierungen in einer postkommunistischen Republik. 

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SYNOPSIS

Sie ist die „Hüterin der Krone“ einer Monarchie, die es längst nicht mehr gibt: Margareta von Rumänien. Die Prinzessin betreibt seit einigen Jahren in der Republik Rumänien mit großem, manchmal komischem, meist bierernstem Protokoll Lobbyarbeit für eine Rückkehr ihres Hauses an die Staatsspitze. Der „Königliche Zug“ spielt dabei eine wesentliche Rolle und Johannes Holzhausens Dokumentarfilm THE ROYAL TRAIN beobachtet verschmitzt die Anstrengungen, die rund um diese Reise in die Vergangenheit gemacht werden: Nach historischem Vorbild fährt Margareta mit ihrer Entourage im Salonwagen durch das Land und wird von Menschen gefeiert, für die das Königshaus ein bedeutender Identitätsfaktor ist. Auf den Routen des königlichen Zugs macht THE ROYAL TRAIN die Bruchlinien der europäischen Geschichte in der Moderne erkennbar und erzählt davon auf erhellende und unterhaltsame Weise. In Rumänien, das nach den vielen Regimewechseln im 20. Jahrhundert Kontinuität und Orientierung sucht, ist das ehemalige Königshaus auch heute noch für etliche Menschen bedeutsam. Auf dieser Hoffnung gründet auch die Arbeit von Margareta von Rumänien, der Tochter des letzten rumänischen Königs Mihai I. Einmal im Jahr fährt sie als „Hüterin der Krone“ mit ihrem Gefolge in einem „Trenul Regal“ durchs Land und macht in den entlegensten Winkeln Rumäniens halt. Die Zugfahrt ist Volksfest und politische Kundgebung zugleich, denn ganz offen wird für die Anerkennung des Königshauses geworben. In seinem Film THE ROYAL TRAIN begleitet Johannes Holzhausen den hoheitlichen Tross bei seiner Lobbyarbeit für die Rückkehr der Monarchie: Er ist bei den vielen offiziellen Terminen dabei – einmal kommt Prince Charles zu Besuch –, kann aber auch hinter die Kulissen der royalen Selbstdarstellung schauen. Was er dabei in den Blick bekommt ist eine große, manchmal komische, manchmal bierernste, aber immer zielgerichtete Inszenierung: Prinzessin Margareta gibt sich als Landesmutter, betont die „Liebe zur Heimat“ und präsentiert ihre königlichen Vorfahren als die „Eltern unserer modernen Gesellschaft“.

Das Milieu, das THE ROYAL TRAIN zeigt, ist die abgeschottete Welt einer Königsfamilie und ihrer monarchistischen Anhängerschaft. Die Rituale, die Johannes Holzhausen in Rumänien beobachtet, seien es rote Teppiche oder die richtige Verbeugung, wirken oft bemüht und rührend altertümlich. Sie haben jedoch nach wie vor universelle Gültigkeit, denn auch in modernen Gesellschaften gibt es eine heimliche Sehnsucht nach „pomp and circumstance“. Margareta und ihr Mann Radu versuchen mit ihren nach alten Vorbildern

selbst gestalteten Inszenierungen dieses Bedürfnis zu stillen. Auf den Stationen des königlichen Zuges wird deshalb auch deutlich, welche Rolle dabei den einfachen Menschen zugedacht ist: Sie sind Statisten und Kleindarsteller, aber diesen Part spielen sie begeistert, in Landestracht und freudig mit der Nationalflagge winkend. In einer besonders bezeichnenden Szene erweist sich der alte König Mihai I. als „Eigentümer aller Marken“ und das Königshaus ohne Königreich vergibt prächtige Urkunden an Lieferanten, die zwar nicht den Hof, aber die sich höfisch gebende Familie mit Gütern aller Art versorgen. Eine Win-Win-Situation mit dem Charme des alten Europas. „Wir sind entweder zu früh oder zu spät auf die Welt gekommen“, sagt im Film einmal eine alte Dame, die den König noch gekannt hat. Im Rumänien der Gegenwart ist der Kommunismus heute die Antike. Alles, was davor lag, ist schon beinahe vorzeitlich. Die Erforschung dieser Epochen ist das Motiv von Adrian Buga, der wohl zentralen Figur des Films: In ruheloser Weise reist er wie ein Archäologe durch das ganze Land auf der Suche nach Relikten aus der Zeit der Monarchie. Einer Zeit, die während des Kommunismus aus den Geschichtsbüchern verbannt wurde, jetzt aber von vielen als eine bessere Welt idealisiert wird.

Von diesen historischen Brüchen und ihrem Wirken in der Gegenwart erzählt THE ROYAL TRAIN auf eine zugleich unterhaltsame wie erhellende Weise und findet im südöstlichen Winkel Europas ein faszinierendes Beispiel dafür, wie sich alte Formen von Macht und Repräsentation in der Gegenwart zu behaupten versuchen. (Presseheft Navigator Film Produktion, Stadtkino Filmverleih)

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