DADA Hundertjahrfeier im Cabaret Voltaire in Zürich drama
6 NOVEMBER 2016 17:00

DADA Hundertjahrfeier im Cabaret Voltaire in Zürich

Ort:

Das Rumänische Kulturinstitut in Wien präsentiert am Sonntag, dem 6. November, um 17.00 Uhr und um 18.15 Uhr, im Cabaret Voltaire in Zürich (Spiegelgasse 1, 8001), die Theateraufführungen zweier Texte von Aglaya Veterany: die one man show Mamaia oder Traurigkeit machen dich alt(Schauspiel Robert Baranowski, Regie Ursina Greuel, Einführung Jens Nielsen) und die one woman show Warum das Kind in der Polenta kocht (Schauspiel Edith Alibec, Regie Dana Paraschiv). Die Veranstaltungen sind dem hundertjährigen Jubiläum der künstlerischen und literarischen Bewegung DADA (am 5. Februar 1916 wurde das „Cabaret Voltaire“ in Zürich gegründet) gewidmet.

 

Mamaia oder Traurigkeit machen dich alt

Auswanderung und Fremdheit, Sehnsucht und Mut – diese Themen durchziehen das Werk der 2002 verstorbenen rumänisch-schweizerischen Autorin Aglaja Veteranyi. Und sind heute immer noch und wieder brandaktuell.

Dies zeigen die Projekte der rumänischen Schauspielerin Edith Alibec und der Schweizer Regisseurin Ursina Greuel, die am 6. November im Cabaret Voltaire aufgeführt werden. Die in Deutschland lebende Alibec bringt in ihrem Monolog „Warum das Kind in der Polenta kocht“ den gleichnamigen Roman von Veteranyi auf die Bühne, während Ursina Greuel den unveröffentlichten Text „Mamaia oder Traurigkeit machen dich alt ihrerseits als Monolog inszeniert. Einmal aus der Sicht der Tochter, einmal aus der Sicht der Mutter wird vom Zirkusleben zwischen Glamour und Heimatlosigkeit und vom Neuanfangen im Schweizerischen Exil erzählt. In beiden Stücken kommt der groteske Humor und der Sprachwitz von Aglaja Veteranyi zum Vorschein: Es sind poetisch-humorvolle Hommagen an alle EinwandererInnen, die versuchen, in der Schweiz Fuss zu fassen und doch immer die Sehnsucht nach einer Heimat in sich tragen, die es nicht mehr gibt.

 

Theater-Integrationsprojekt auf Tournee

Im Polenta-Roman von Aglaja Veteranyi geht es um ein heimatloses Mädchen, das als Kind einer rumänischen Artistenfamilie in zwei Welten lebt: Der farbig verklärten Heimat von Zirkus und Wohnwagen und der harten Wirklichkeit des ständigen Fremd- und Unterwegsseins. Eines Tages gelangen Mutter und Tochter voller Illusionen in die Schweiz: Ein grosses Haus soll gekauft, die Tochter soll ein Filmstar werden. Doch es kommt alles ganz anders. Wie sich das anfühlt und anhört, erfahren wir aus der Perspektive des Zirkuskindes.

Edith Alibec weiss aus eigener Erfahrung was es bedeutet, seine Heimat zu verlassen und Mut für Neues zu finden. Was geht im Kopf all jener vor, die zwischen zwei Welten stehen, die ihrer Heimat den Rücken kehren und sich doch nach ihr sehnen? Die in der Fremde neu anfangen und in einer neuen Sprache leben müssen? Diese Erfahrungen verarbeitet die 1989 in Bukarest geborene Schauspielerin Edith Alibec in ihrem Monolog, den sie zusammen mit der Regisseurin Dana Paraschiv umgesetzt hat. Theater-Integration nennen es die beiden jungen Frauen und träumen davon, mit ihrem Projekt durch die Welt zu ziehen und anderen künstlerisch nahezubringen, wie es MigrantInnen in der Fremde geht und welche Fragen sie umtreiben. In München und Wien waren sie bereits mit dem Polenta-Monolog, nun ist das Stück demnächst in Zürich zu sehen.

 

Unveröffentlichtes Kleinod: „Mamaia oder Traurigkeit machen dich alt

Der Monolog „Mamaia oder Traurigkeit machen dich alt ist eine Hommage an alle Einwanderer und eine respektvolle Würdigung ihrer unperfekten Sprache. Aglaja Veteranyi sprach und schrieb selber ein gepflegtes Deutsch. Sie stammte aus einer Zirkusfamilie; die Mutter strebte für ihre Tochter eine Cabaret-Karriere an. Veteranyi brachte sich mit 12 Jahren selber das Lesen und Schreiben bei. Aufgewachsen in einer Familie, in der keine Sprache perfekt gesprochen wurde (der Vater, ein Analphabet, sprach schlechtes Ungarisch, die Mutter ein Gemisch aus Rumänisch, Spanisch und Deutsch), liebte Aglaja den exakten Umgang mit Sprache. So schreibt sie im Roman „Warum das Kind in der Polenta kocht“ in ausgefeiltem Deutsch und mit großer Poesie.
 Mit „Mamaia betrat die Autorin Neuland: Sie legt Gespräche mit ihrer Mutter übereinander und verarbeitet das Material zu einem Monolog.

Darin schwärmt eine liebende Mutter von ihrer begabten Tochter und ihrer eigenen Zirkusvergangenheit in Rumänien, erinnert sich an das glamouröse Leben und dann an die Flucht vor der Diktatur Ceauşescus in die Schweiz. Diesen Stoff hat die Regisseurin Ursina Greuel für die Bühne bearbeitet und im Rahmen der „Stückbox“ umgesetzt. In der „Stückbox“ werden viermal im Jahr die Werke von zeitgenössischen AutorInnen erarbeitet. Im Zentrum stehen immer der Text und der Dialog zwischen Spielenden und Publikum. So auch in „Mamaia“, in dem der Schauspieler Robert Baranowski die Figur der Mutter verkörpert. Das Stück wurde in Basel, Aarau und Bern bereits erfolgreich aufgeführt.

Die Veranstaltung wird unterstützt von Matterhorn Produktionen (Basel) und Teatrul 7 (Bukarest).

 

Der Eintritt zu den Filmvorführungen ist frei im Rahmen der verfügbaren Plätze. Kontakt: Tamaris Mayer, E-Mail Adresse: tamarismayer@gmx.ch, Telefonnummer: 078 789 99 67

Weitere Informationen über Cabaret Voltaire finden Sie hier: www.cabaretvoltaire.ch/en/