Die Ausstellung „Hans Mattis-Teutsch. Ein rumänischer Künstler  der europäischen Avantgarde“ in der RKI Wien Galerie gestalt
21 - 3 JUN - AUG 2018 18:30

Die Ausstellung „Hans Mattis-Teutsch. Ein rumänischer Künstler der europäischen Avantgarde“ in der RKI Wien Galerie

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Das Rumänische Kulturinstitut in Wien und das Kunstmuseum Kronstadt präsentieren im Zeitraum vom 22. Juni bis zum 3. August die Ausstellung „Hans Mattis-Teutsch. Ein rumänischer Künstler der europäischen Avantgarde“. Die Eröffnung findet am 21. Juni ab 18.30 Uhr statt, in Anwesenheit der VertreterInnen des Kunstmuseums Kronstadt: Bartha Árpád (Direktor), Radu Popica (Kurator der Ausstellung), Andreea Pocol (Museographin) und Radu-Constantin Tătaru (Restaurator). Die Ausstellung wurde mit freundlicher Unterstützung von Ana-Maria Altmann (Kuratorin; Wien) und der FIVE PLUS Art Gallery realisiert.

Die Ausstellung „Hans Mattis-Teutsch. Ein rumänischer Künstler der europäischen Avantgarde“ vereinigt 34 Kunstwerke von Hans Mattis-Teutsch aus der Sammlung des Kunstmuseums Kronstadt (Grafik, Gemälde und Skulpturen). Hans Mattis-Teutsch war ein vielschichtiger und komplexer Künstler (Maler, Grafiker, Bildhauer, Kunsttheoretiker und Poet) dessen Werke zum relevanten Repertoire der Avantgarde im zentraleuropäischen Raum gehören.

Hans Mattis-Teutsch ist mit sechs seiner Arbeiten auch im Rahmen der Ausstellung KLIMT IST NICHT DAS ENDE. AUFBRUCH IN MITTELEUROPA vertreten und ist bis zum 26. August im Unteren Belvedere zu sehen.

            Die Ausstellung in der RKI Wien Galerie zeigt eine Auswahl aus dem Schaffen von Mattis-Teutsch die die Jahre 1917-1932 definieren;  eine Zeit fruchtbarer Tätigkeit, im Rahmen der Avantgarde-Bewegung in Ungarn (MA; 1917-1918), Deutschland (Der Sturm; 1921-1925 und Der Blaue Reiter) und Rumänien (Contimporanul, Integral; 1924-1925). Auf diese Weise werden die Verbindungen und Zusammenhänge zwischen den Repräsentanten der europäischen Künstler-Avantgarde aufgezeigt: Wassily Kandinsky, Franz Marc, und die der „Sturm“-Künstler.

Die konsequente Erarbeitung einer originellen, plastischen Sprache avantgardistischer Prägung wird ersichtlich anhand der Linolschnitte, Aquarell- und Pastellwerke von Mattis-Teutsch. Die im Rahmen der RKI Ausstellung präsentierten Arbeiten erlauben die Veranschaulichung der von Mattis-Teutsch beschrittenen,

 stilistischen Möglichkeiten: von den postimpressionistischen Landschaften mit symbolistischen Akzenten, über die Weiterentwicklung unter dem Einfluss der Künstler vom „Blauen Reiter“, hin zum abstrakten Expressionismus (der Zyklus „Seelenblumen“) und zum Konstruktivismus, erkennbar in den stilisierten Aktdarstellungen am Anfang der 1930er Jahre.

Die Budapester Kunstszene trug in entscheidender Weise zur Bildung und Bestätigung des Künstlers bei ‒ er studierte an der Königlich-Ungarischen Kunstgewerbeschule in Budapest. Hans Mattis-Teutsch schloss sich der von Kassák Lajos angeführten MA Gruppierung an. Diese unterstützte ihn mittels Ausstellungstätigkeiten, Erwähnungen in der Zeitschrift „Ma“ sowie durch die Herausgabe eines Albums mit Linolschnitten (Linoleum Albumát).

Die im Rahmen dieser Kunstschau gezeigten Werke waren Teil einiger der wichtigsten Hans Mattis-Teutsch Ausstellungen der vergangenen zwei Jahrzehnte: „Mattis-Teutsch und der Blaue Reiter“, Magyar Nemzeti Galéria Budapesta, Haus der Kunst München, 2001; „Hans Mattis-Teutsch, artist al avangardei“, Muzeul de Artă Brașov, 2009; „Hans Mattis-Teutsch. Un avangardist transilvănean. Colecţia Muzeului de Artă Braşov“, Muzeul de Artă Timișoara, 2013.

Hans Mattis-Teutsch wurde in Kronstadt am 13. Jänner 1884 geboren und ist dort am 17. März 1960 gestorben. Maler, Grafiker, Bildhauer und Kunsttheoretiker – Hans Mattis-Teutsch ist ein vielseitiger Künstler, dessen Schaffen, welches sich zwischen europäischer und rumänischer Avantgarde verorten lässt, einen kreativen Geist offenbart. Stets offen für die Erneuerungen europäischer Kunst, jedoch ohne sich dieser zu unterwerfen, bleibt er seinem künstlerischen Kredo treu. „Ich hatte eigentlich keine Phasen. Und auch keine Meister. Ich bin ein Kind des 20. Jahrhunderts und als Künstler wiederum habe ich von Beginn an alles, was um mich herum geschieht, aus einer entschiedenen Perspektive betrachtet und meinen Weg konsequent und geradlinig beschritten.“ (aus Hans Mattis-Teutsch, Radu Popica ‒ Kurator).

In den Budapester und Münchner Künstlerkreisen zu Beginn des 20. Jahrhunderts geformt, wird Hans Mattis-Teutsch beeinflusst von der Abstraktion und vom Expressionismus, von der Zusammenarbeit mit der Budapester Avantgarde, der Münchner Kunstszene und der Berliner Bewegung Der Sturm.

Die Vergleiche, die zwischen seinem Werk und demjenigen von Künstlern wie Wassily Kandinsky und Franz Marc gezogen wurden, offenbaren, abseits visueller und formaler Ähnlichkeiten, seine Lust für die Erkundung des Neuen und den Platz, den er im Rahmen der europäischen Avantgarde einnimmt. Seine Teilnahme an der 99. Ausstellung der Berliner Avantgarde Der Sturm im Jahre 1921 an der Seite von Klee, Archipenko, Marc Chagall, Albert Gleizes, Louis Marcoussis und anderen Künstlern, beweist die Wertschätzung, derer er sich im Kreis dieser Künstler erfreute.

    Offen für die Neuerungen der expressiven Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt er sich, wie Kandinsky, dessen Werk er in seinen Münchner Studentenjahren kennenlernte, über eine abstrakte Formensprache in Richtung eines musikalischen Expressionismus.

            Ausgehend von den symbolischen Darstellungen der Natur, mit ihren wogenden Landschaften, mit den „Seelenblumen“ und Wand-Dekorationen, wodurch er expressionistische Erfahrungen sammelte, zwischen figurativ und non-figurativ oszillierend, zeigt sich Mattis-Teutsch als ein Künstler, der empfindsam für die vorherrschenden Tendenzen der europäischen Kunst war. Jedoch unterwirft er sich nicht diesen, sondern interpretiert sie in seiner eigenen Formsprache. Abseits der Vielfalt stilistischer Erfahrungen bleibt der „pure und eigenständige“ Ausdruck die Konstante seiner künstlerischen Suche.

             Mattis-Teutsch wird auch zu einer aktiven Erscheinung im Rahmen der rumänischen Avantgarde bei der Bukarester „Contimporanul“ Gruppe, zusammen mit Marcel Iancu, Victor Brauner, M. H. Maxy und bei „Integral“ sowie bei der Vereinigung „Das Ziel“ aus Kronstadt. Seine Arbeiten wurden im Jahre 1924 in der vom „Contimporanul“ organisierten internationalen Ausstellung gezeigt, neben den Werken von Kurt Schwitters, Hans Arp, Paul Klee und Constantin Brâncuşi. Unter dem Einfluss der in der Zeitschrift „Integral“ publizierten theoretischen Texte synthetisiert Hans Mattis-Teutsch seine Schaffensideen im Band Kunstideologie (1931).

(Radu Popica ‒ Kurator)

Öffnungszeiten: Montag-Freitag 10:00 – 17:00 Uhr